Hofstadters Gesetz und die Realität redaktioneller Zeitplanung
Ein Beitrag für alle, die mit Deadlines leben – und gelegentlich an ihnen scheitern.
„Es dauert immer länger als man erwartet, selbst wenn man Hofstadters Gesetz berücksichtigt.“ – Was der Kognitionswissenschaftler Douglas R. Hofstadter einst in einem Nebensatz formulierte, hat sich längst als universelles Prinzip in Planungsprozessen aller Art erwiesen. Für die Buchbranche, insbesondere für kleinere Verlage, ist es ein Gesetz mit bemerkenswerter Alltagstauglichkeit.
Die Erstellung eines Buches – von der Konzeption über das Lektorat bis zur Produktion – folgt selten linearen Pfaden. Inhalte verschieben sich, Bildrechte lassen auf sich warten, Layoutentscheidungen führen zu neuen Umbrüchen, und Autorinnen oder Autoren entdecken im letzten Moment „noch etwas Wichtiges“. Das ist kein Zeichen mangelnder Organisation, sondern Ausdruck der komplexen Natur redaktioneller Prozesse.
Was Hofstadters Gesetz dabei besonders trifft, ist die paradoxe Erfahrung, dass selbst bei realistischer Zeitplanung – und der Einplanung von Verzögerungen – die finale Dauer oft die Erwartungen übersteigt. Die Gründe sind vielfältig: Rückkopplungsschleifen, Kommunikationsverzögerungen, technische Probleme oder einfach der Wunsch, ein Werk nicht nur fertig, sondern gut zu machen.
Die Lehre daraus? Zeitpuffer sind keine Schwäche, sondern Ausdruck professioneller Antizipation. Wer Zeit realistisch einschätzt – und nicht auf Idealverläufe baut –, schafft Raum für Qualität. Hofstadters Gesetz erinnert uns daran, dass gute Bücher mehr brauchen als einen Fahrplan: nämlich Flexibilität, Umsicht und Geduld.