Otto Karl Werckmeister
Walter Benjamins Pariser Schriften
Aus dem Nachlass herausgegeben von Wolfgang F. Kersten
Ein radikaler Denker und sein Erbe
Otto Karl Werckmeister, geboren am 26. April 1934 in Berlin und dort gestorben am 7. Juni 2023, war ein radikal denkender Kunsthistoriker und Essayist mit einem sehr hohen internationalen Renommee. Nach Studienaufenthalten in England und Spanien lehrte er von 1965 bis 2001 an der University of California, Los Angeles, und der Northwestern University in Evanston (Illinois).
Seine sterblichen Überreste vermachte er der »Charité« zu wissenschaftlichen Forschungszwecken, und die Entscheidung über den Erhalt oder die Vernichtung seines Nachlasses überliess er seinen Erben. Diese beschlossen, im Einvernehmen mit Prof. Dr. Wolfgang F. Kersten, Universität Zürich, für den Erhalt zu sorgen.
Benjamin neu gelesen – gegen akademische Erstarrung
So kann nun damit begonnen werden, Werckmeisters nachgelassene Schriften und Dokumente sukzessive zu veröffentlichen. Programmatisch geschieht dies zunächst in Buchform. In Zukunft wird der Nachlass digital abrufbar gemacht über die Universitätsbibliothek Heidelberg.
Was heute aktuell und selbstverständlich erscheint – die Sozialgeschichte des Subjekts für das wissenschaftliche und literarische Schaffen zu berücksichtigen, ohne dabei einem neuen Biografismus zu verfallen – hat Werckmeisters Denken über Walter Benjamin seit den 1960er-Jahren grundlegend geprägt.
In einer Arbeitsnotiz heisst es zu den »Geschichtsphilosophischen Thesen« Benjamins:
»Unsere Aufgabe ist es, Horkheimers Zielsetzung einer Aktualisierung der Marx’schen Theorie für die Wissenschaft unter gegenwärtigen Bedingungen wieder aufzunehmen und dabei Adorno, vor allem aber Benjamin, als idiosynkratische Korrektive dagegen einzusetzen, um so mehr, als ich mich von der akademischen Institutionalisierung meines Denkens zu befreien suche. – Die ›Thesen‹ bieten eine heilsgeschichtliche und existentielle, keine wissenschaftliche Theorie. Alles, was für den philosophisch konsequenten Materialisten Horkheimer Leerstelle bleibt, füllt Benjamin mit literarischen Texten und Bildern aus. Ich stelle diesen Leerraum wieder her.«
Erhältlich ab Herbst 2025.
Vorbestellungen sind über den Verlag sowie über jede gut sortierte Buchhandlung möglich.
Walter Benjamin in the Bibliothèque nationale, 1937. Photograph © Dom Slike / Alamy. Used with permission.