Die Revolution der Buchblurbs: Simon & Schuster verzichtet auf Werbezitate

In einer bemerkenswerten Entscheidung hat der US-amerikanische Verlag Simon & Schuster kürzlich angekündigt, dass er seine Autoren nicht länger dazu verpflichtet, für ihre neuen Bücher Werbezitate (Blurbs) von Kollegen zu sammeln. Diese Entscheidung wirft nicht nur Wellen in der Verlagsbranche, sondern stellt auch eine grundsätzliche Frage nach dem Wert und der Effektivität solcher Blurbs.

Was sind Blurbs?

Blurbs sind kurz, oft einprägsame Zitate auf der Rückseite oder dem Schutzumschlag eines Buches, die von anderen Autoren, Kritikern oder Prominenten stammen. Sie sollen potenzielle Leser dazu animieren, das Buch zur Hand zu nehmen und zu kaufen, indem sie eine kurze, positive Bewertung des Inhalts bieten. Doch was passiert, wenn diese Zitate wegfallen?

Die Entscheidung von Simon & Schuster

Sean Manning, der neue Verlagschef von Simon & Schuster, erklärte in einem Essay für "Publishers Weekly", dass die Pflicht, Blurbs zu sammeln, ein "inzestuöses und ungerechtes literarisches Ökosystem" schaffe, in dem Verbindungen oft mehr belohnt werden als das tatsächliche Talent eines Autors. Diese Praxis begünstigt etablierte Autoren oder solche mit guten Netzwerken, während neue oder weniger vernetzte Talente möglicherweise im Hintergrund bleiben.

Die Auswirkungen auf Autoren und Leser

Für Autoren: Die Entlastung von dieser oft als belastend empfundenen Aufgabe kann besonders für Autoren ohne große Netzwerke ein Segen sein. Es erlaubt ihnen, sich mehr auf das Schreiben zu konzentrieren, anstatt auf das Netzwerken. Allerdings könnte dies auch bedeuten, dass das Marketing ihrer Bücher schwieriger wird, da Blurbs ein wichtiger Teil der Promotion sind.

Für Leser: Ohne Blurbs könnten Leser vielleicht weniger beeinflusst werden durch die Meinungen von "Autoritäten" der Branche. Dies könnte zu einer authentischeren Leseentscheidung führen, basierend auf Inhalt und persönlichem Interesse, statt auf dem Namen eines empfehlenden Autors. Allerdings stellt sich die Frage, wie Leser ohne diese kurzen Einschätzungen Bücher entdecken und bewerten sollen.

Ist Gerechtigkeit in der Literatur wirklich abhängig von Blurbs?

Manning argumentiert, dass literarische Gerechtigkeit eher vom Geld als von Zitaten abhängt. Die Frage bleibt, ob die Abwesenheit von Blurbs tatsächlich zu einem gerechteren literarischen Markt führt oder ob andere Mechanismen wie Marketing-Budget, Bekanntheitsgrad und Buchkritiken weiterhin die dominierenden Faktoren bleiben.

Schlussfolgerung

Die Entscheidung von Simon & Schuster könnte den Beginn einer neuen Ära in der Buchveröffentlichung markieren, in der der Inhalt über die Vermarktung triumphiert. Ob diese Veränderung tatsächlich zu einer gerechteren Bewertung und Verbreitung literarischer Werke führt, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit bietet sie der Branche eine faszinierende Gelegenheit, neue Wege zu finden, wie Literatur bewertet und entdeckt wird.

Der Wegfall von Blurbs wäre jedoch ein klarer Verlust, da sie wichtige Orientierung bieten und den Zugang zu Büchern erleichtern. Der Digiboo Verlag hält daher bewusst an ihnen fest. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung gestaltet und ob andere Verlage diesem Beispiel folgen werden – doch wir sind überzeugt, dass Blurbs einen entscheidenden Beitrag zur Wertschätzung von Büchern leisten.Walther Fuchs

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