Grenzen der Öffentlichkeit: Thomas Mann, C.G. Jung, Max Frisch – Podium in Küsnacht
Am 26. Februar 2025 öffnet das Museum Haus C.G. Jung in Küsnacht seine Türen für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Privatheit und Öffentlichkeit“, die sich den Lebens- und Schaffenswelten von Thomas Mann, C.G. Jung und Max Frisch widmet. Diese Veranstaltung, ein Gemeinschaftsprojekt der Kulturkommission Küsnacht und des Museums, findet anlässlich der Veröffentlichung unseres Buches Literarisches Küsnacht (Digiboo Verlag, 8. Juni 2024) statt. Das Werk versammelt Texte dieser Autoren sowie weiterer literarischer Stimmen mit Bezug zu Küsnacht und lädt dazu ein, ein Spannungsfeld zu erkunden, das ihre Biografien und Werke durchzieht.
Das Spannungsfeld von Privatheit und Öffentlichkeit
Die Balance zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen prägt die Lebenswege von Thomas Mann, C.G. Jung und Max Frisch – drei Persönlichkeiten, deren Spuren in Küsnacht zusammenlaufen. Thomas Mann, der von 1933 bis 1938 im Exil in Küsnacht lebte, verkörperte diesen Zwiespalt eindrucksvoll. Öffentlich als moralische Autorität wahrgenommen, enthüllten seine später veröffentlichten Tagebücher eine verborgene Welt homoerotischer Sehnsüchte und kritischer Selbstreflexion. Küsnacht wurde für ihn ein Rückzugsort, an dem er zwischen äußerer Rolle und innerer Wahrheit lavierte.
C.G. Jung, lebenslang in Küsnacht verwurzelt, machte das Unbewusste zum Gegenstand seiner öffentlichen Arbeit, etwa im Roten Buch. Doch seine privaten Experimente und Rückzugsorte – wie der Turm in Bollingen – blieben weitgehend abgeschirmt. Küsnacht war für ihn ein Ort der inneren Auseinandersetzung, die er nur teilweise der Welt öffnete. Seine Texte in Literarisches Küsnacht spiegeln diese Doppelheit wider: die Offenlegung des Psychischen bei gleichzeitiger Bewahrung einer geschützten Sphäre.
Max Frisch, dessen Schweizer Herkunft sich auch in Küsnacht zeigt, thematisierte in Werken wie Stiller oder Homo Faber die Flucht vor öffentlichen Erwartungen und die Suche nach einem authentischen Selbst. Seine Schriften, wie sie in unserem Buch vertreten sind, offenbaren einen Autor, der das Private literarisch zugänglich machte, jedoch stets mit der Frage rang, wie viel von sich er preisgeben wollte. Küsnacht bot ihm einen Raum für diese existenziellen Spannungen.
Ein Podium der Expertise
Die Diskussion wird von Andreas Spillmann geleitet, Mitglied des Stiftungsrats der C.G. Jung Stiftung Küsnacht, dessen Moderation eine präzise Vermittlung zwischen den Perspektiven verspricht. Die Teilnehmenden bringen vielfältige Zugänge mit:
Tobias Amslinger, Leiter der Max Frisch- und Thomas-Mann-Archive an der ETH Zürich, wird die archivalische Ebene einbringen. Seine Arbeit mit den Nachlässen dieser Autoren ermöglicht es, die Schichten zwischen öffentlichem Bild und privater Realität genau zu beleuchten.
Susanne Eggenberger-Jung, Präsidentin der C.G. Jung Stiftung Küsnacht und Urenkelin Jungs, bietet eine besondere persönliche Sicht. Als Leiterin des Familienarchivs gewährt sie Einblicke in Jungs Leben, die über seine veröffentlichten Schriften hinausgehen.
Thomas Strässle, Präsident der Max Frisch-Stiftung an der ETH Zürich, wird Frischs literarische Auseinandersetzung mit Identität und Öffentlichkeit herausstellen. Seine Kenntnisse verknüpfen Frischs Texte mit den biografischen Kontexten, die Küsnacht mitprägte.
Literarisches Küsnacht: Ein literarischer Schlüssel
Unser Buch Literarisches Küsnacht, erschienen am 8. Juni 2024, bildet die Grundlage dieser Veranstaltung. Neben Texten von Mann, Jung und Frisch enthält es Beiträge weiterer Autoren wie Albin Zollinger, die Küsnachts literarische Tradition bereichern. Gestaltet von Winkreative unter Tyler Brûlé und illustriert von Clément Soulmagnon, ist es mehr als eine bloße Sammlung – es ist ein Dialog zwischen den Stimmen, die diesen Ort geformt haben. Für 35 CHF erhältlich, ermöglicht es Lesenden, die Themen der Diskussion weiter zu vertiefen.
Ein Moment der Reflexion
Museum Haus C.G. Jung, Küsnacht
Die Veranstaltung am 27. Februar 2025 im Museum Haus C.G. Jung (Seestrasse 228, 8700 Küsnacht) ist kostenfrei, jedoch platzbeschränkt; eine Anmeldung ist über diesen Link nötig. Nach dem Gespräch lädt ein Apéro zum Austausch ein. Eingeleitet wird der Abend von Markus Ernst, Gemeindepräsident Küsnacht, und Eva Middendorp, Museumsleiterin des Hauses C.G. Jung, was die Bedeutung dieses Anlasses für die Gemeinde unterstreicht.
Dieser Abend ist mehr als eine Rückschau – er öffnet einen Raum, um Fragen nach der Grenze zwischen Verborgenem und Sichtbarem, zwischen Rückzug und Offenlegung zu ergründen. Wie prägt ein Ort wie Küsnacht diese Dynamik? Literarisches Küsnacht und die Diskussion laden dazu ein, diese Spannungen neu zu betrachten.