KI und Urheberschaft: Cyrano de Bergerac und die prometheische Scham
Cyrano de Bergerac – Ein klassisches Beispiel unerfüllter Liebe
In Edmond Rostands Theaterstück „Cyrano de Bergerac“ ist der Protagonist Cyrano de Bergerac heimlich in Roxane verliebt, doch er schämt sich seiner großen Nase und kann ihr deshalb seine Liebe nicht gestehen. Um seine Gefühle auszudrücken, verfasst er wunderschöne Liebesbriefe, die fälschlicherweise für die Werke des attraktiven Christian de Neuvillette gehalten werden.
Cyrano de Bergerac als Metapher für ethische Debatten
Die Geschichte kann als Metapher für ethische Debatten interpretiert werden, die sich um den Einsatz von künstlicher Intelligenz und die prometheische Scham drehen. Diese beschreibt das Gefühl der Scham, das Menschen empfinden, wenn eine Maschine oder KI sie bei einer Aufgabe übertrifft.
KI und Schaffung von Kunstwerken
Übertragen in unsere Zeit, könnte der bildschöne Christian de Neuvillette mit Hilfe von KI – beispielsweise ChatGP – Liebesbriefe für Roxane verfassen. In Fall des Theaterstücks Cyrano de Bergeracs wäre Christian dazu in der Lage, Liebesbriefe zu schreiben, die Roxane glauben liessen, sie stammen von ihm.
Dies ist ein Beispiel dafür, wie Künstliche Intelligenz (KI) dazu verwendet werden kann, um Kunstwerke zu erschaffen, die nicht von menschlichen Autoren zu unterscheiden sind und von Prompt Engineers (The Washington Post) geschaffen werden.
Ethische Implikationen des Einsatzes von KI
Der Einsatz von KI für kreative Aufgaben stellt uns vor die Frage nach den ethischen Implikationen des Einsatzes von KI zur Erstellung von Texten. Sollte KI dazu verwendet werden, Texte zu schaffen, die von denen menschlicher Autoren nicht zu unterscheiden sind? Wenn ja, was bedeutet dies für die Autoren dieser Werke? Werden menschliche Autoren durch den Einsatz von KI abgewertet?
Scham und Urheberschaft
Der Einsatz von KI bei der Erstellung von Kunstwerken, die von menschlichen Autoren nicht zu unterscheiden sind, stellt uns vor die Frage nach den Auswirkungen von “Prometheischer Scham” (Günther Anders). Wer sollte als Urheber des Werkes anerkannt werden: die KI oder der Autor? Sollte ein Autor, der mit einem Lektor zusammenarbeitet, ebenfalls Prometheischer Scham empfinden oder ist diese anders, da die Überarbeitung durch einen Menschen erfolgte und der Begriff "Prometheische Scham" ausschliesslich bei Maschinen angewendet werden kann? Ist es im Endeffekt nicht dasselbe? Oder doch nicht?